REVIEWS
"Bernstein und Wheeler stürzen sich in diesen abenteuerlichen Parcours und schöpfen ihn genüsslich-grotesk aus. Und Philipp Rosendahl macht mit seinem Co-Regisseur Volker Michl das einzig Richtige: Er lässt in einer nach vorne geöffneten, nach High-Tech aussehenden Kuppel auf der Bühne des Teams Daniel Roskamp/Brigitte Schima eine distanzierte, vielfach gebrochene Show ablaufen, die unweigerlich fragen lässt, ob wir es mit Menschen, Marionetten, Cyborgs oder einfach nur einem höheren Kasperltheater mit Kuh und Schafen zu tun haben. (...) Dank des fabelhaft spielfreudigen Kasseler Ensembles gelingt es, die Spannung des Unernstes zu halten und das Absurde unterhaltsam zu präsentieren, ohne in schwere Ernsthaftigkeit abzudriften. (...) Allein um dieser Musik willen lohnt es sich, dieses Stück auf die Bühne zu bringen; für eine überzeugende Inszenierung braucht es – wie in Kassel zu erleben – den entsprechenden Sinn fürs Absurde und eine von kluger Ironie gewürzte, humorvolle Distanz zum Drang des Erzählens."
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"Gaga regiert. Man muss schon bereit sein, den eigenen Seelenzustand in eine gewisse Durchgeknalltheit hineintaumeln zu lassen, um den abgefahrenen, coolen, aber eben auch hintergründig-intelligenten Theaterabend „Operette“ am Kasseler Staatstheater voll auszukosten. Philipp Rosendahl inszeniert das absurde Stück von Witold Gombrowicz, das Premierenpublikum am Samstagabend war hingerissen und spendete Applaus im Stehen"
"Wenn jedoch der junge Philipp Rosendahl, der nach Regiearbeit für das Studio Lev und das Junge Staatstheater erstmals für die Oper am Staatstheater Kassel inszeniert, alle Fäden in der Hand hält, vermag die "West Side Story" tatsächlich zu überraschen. (...) Rosendahl hat es am Staatstheater geschafft, einen angestaubten Klassiker modern und aufregend neu zu erfinden."
"Philipp Rosendahl, Jahrgang 1990, setzt auf scharfe Effekte, auf kontrastreiche Theatralik. Die zeitlos moderne Aischylos-Übertragung von Walter Jens wird sorglos unterbrochen mit Zeitgeist. Aber es gelingt doch, allzu vertraute Theaterroutinen kurze drei Stunden lang mit neuem Schwung zu füllen. (...) Die weiblichen Eumeniden, die – hochschwanger und in grellem Look – äußerst fuchtig auftreten, werden nicht nur überstimmt, sondern auch mit zauberischer Gewalt eingenordet. Als nun niedliche Mädchen – die netten blauen Kleider zugleich die Zwangsjacken – singen sie ein liebes Lied. Das ist so platt, dass es schon wieder schillernd ist: eine drastisch feministische Lesart, die in dieser Überspitzung an Spott und Hohn heranreicht, aber das bleibt in der Schwebe. Nicht in der Schwebe bleibt der erfolgreiche Backlash des Patriarchats. Es spricht für die Inszenierung, dass einem da im penetranten Klamauk angst und bange werden kann. Bemerkenswert nämlich, dass dieser überfüllte Abend doch Platz zum Selberdenken lässt."
​"der junge Regisseur Philipp Rosendahl (hat) der Versuchung nicht nachgegeben, alles auf die aktuelle Genderfrage einzustimmen. "Wie es euch gefällt" bleibt ein Theater für Herz und Hirn, besonders weil der Regisseur das Stück auf zwei kurzweilige Stunden kürzt, die ganze höfische Szenerie kurzerhand streicht. Das schafft Konzentration auf das erotische Quidproquo in einer Inszenierung, die letztlich auch mit einer Botschaft nicht geizt. (...) Zum Schluss erscheint Hochzeitsgott Hymen (sehr pastoral Dramaturg Thomaspeter Goergen) und kündigt das Ende der Geschlechter an, liebt alle und auch Mutter Erde. Nein, in Kassel gibt es am Ende keine vier Hochzeiten, der Schluss ist hausgemacht, und das gar nicht schlecht. Jeder zieht mit einem anderen davon, Celia und Rosalind aber sitzen auf dem Hirschkopf und schauen sich tief in die Augen: Egal ob Frau, ob Mann, oder was immer du auch sein magst und sollst, nimm soviel aus diesem Spiel, wie's dir gefällt, und mach was draus "
Juliane Sattler-Iffert
Kulturmagazin
"„Judas“ ist eine in ihre konzeptionellen Klarheit und Ästhetik überaus gelungene Inszenierung, mit welcher der querschnittsgelähmte Schauspieler Samuel Koch zugleich einen eindrucksvollen Einstand als Ensemblemitglied des Nationaltheaters gibt. Sein Spiel ist reich an Nuancen und Zwischentönen und sein Judas einer, der im Glauben so stark erscheint wie im Zweifeln. Es ist kein Dämon, der hier erst hoch über den Zuschauern thront, dann allmählich herabgelassen wird, bis er am Ende unter den Bühnenrand sinkt und dem Blick entzogen ist. Dieser Judas ist: ein Mensch."
"Hier gibt es keine Helden. Keinen Räuberhauptmann, der Robin-Hood-artig für das Gute kämpft, von einer Bande cooler Typen umgeben. Am Kasseler Staatstheater wird Friedrich Schillers Drama Die Räuber vielmehr befragt auf die Konsequenzen, die sich ergeben, wenn jemand Freiheit im Munde führt, aber Egoismus, Rache und Gewalt lebt. So baut sich ein Assoziationsraum zu Terrorgruppen wie dem rechtsradikalen NSU, dem so genannten Islamischen Staat oder zur linken RAF auf. Das dreistündige Drama am ausverkauften Schauspielhaus wurde zur Premiere am Samstag mit Jubel und rhythmischem Klatschen gefeiert. Es ist ein Theatererlebnis, das durch seine intellektuelle Stoffdurchdringung überzeugt, zugleich aber auch sehr sinnlich und körperlich arbeitet."